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Perspektiven mit Bielefelder Ausbildungsreport: Wir lassen keinen Menschen zurück!

Von Felix Wagner

Es ist ein großer Erfolg der SPD im Rat, dass es jetzt einen jährlichen Bielefelder Ausbildungsreport gibt. Bekannt sind solche Bestandsaufnahmen bisher nur von der Gewerkschaftsjugend. Bei uns kommt dem Ausbildungsreport die Funktion zu, eine bessere Datengrundlage zu schaffen – für unsere Politik im Rahmen des Bielefelder Ausbildungspakts.

Deshalb zuerst zum Leitbild unseres Bielefelder Ausbildungspakts. Wir haben es mit vielen Akteur*innen diskutiert und in enger Abstimmung mit den Bielefelder Gewerkschaften entwickelt. Unsere Überzeugung ist: Die international gefeierte duale Ausbildung darf nicht zum Auslaufmodell werden. Sie muss als attraktives Zukunftsmodell gestaltet werden, um wieder allen einen guten beruflichen Einstieg anzubieten. Hier sind Arbeitgeber*innen und die Bundespolitik in der Pflicht. Ein Revival des dualen Systems –betriebliche Ausbildung, parallel Berufsschulbesuche, Qualitätssicherung – bietet Bielefeld ein Win-Win-Win-Szenario.

Erstens geht es um den Gewinn für junge Menschen oder diejenigen, die im späteren Alter noch eine Ausbildung nachholen: Für sie alle bietet die duale Ausbildung einen anerkannten Qualitätsstandard, um einen Beruf zu erlernen und sich anschließend weiterzuentwickeln. Dies gilt zumindest dann, wenn auch die Attraktivität des Ausbildungsbetriebs gegeben ist: durch faire Bedingungen auf Basis von Tarifverträgen und Mitbestimmung, wie es unsere Sozialverfassung vorsieht. Fachlich gesehen werden duale Auszubildende gut vorbereitet für eine Berufswelt, die durch schnellere Veränderungen komplexer ist als in allen früheren Zeiten. Und für die politische Bewertung hat der Soziologe und Sozialdemokrat Heinz Bude in seinem Buch „Bildungspanik“ (2011) hergeleitet, dass es sich anbietet, „nicht den mittleren Schulabschluss, sondern die berufliche Erstausbildung als Bildungsminimum zu definieren.“ Er sieht hierin ein realistisches Gerechtigkeitsinstrument, um keinen Menschen zurückzulassen.

Zweitens geht es um den Gewinn für die Stadt Bielefeld: Sie ist als High Tech-, Wissens- und Qualitätsstandort darauf angewiesen, dass duale Ausbildung der Standard für die Breite ist – und bleibt. Anders lässt sich hohe lokale Wertschöpfung im globalen Wandel nicht absichern.

Drittens geht es um den Gewinn der Betriebe – sogar im engeren Sinn: Ihr wirtschaftlicher Profit wird immer stärker davon abhängen, dass jede interessierte Arbeitskraft qualifiziert und mindestens mittelfristig gebunden wird – am besten durch duale Ausbildung und gute Arbeit. Wo dies nicht geschieht, wird der demografische Wandel den betrieblichen Facharbeiter*innenbedarf Jahr für Jahr verschärfen, was den Erfolg oder sogar die Existenz vieler Unternehmen gefährdet.

Nur duale Ausbildung kann ohne Abi gleichwertige Chancen bieten

Aus dem Bielefelder Ausbildungsreport lassen sich für dieses Leitbild wertvolle Erkenntnisse ableiten. Denn mit Blick auf die Bielefelder Schulabsolvent*innen (2021) zeigt sich, dass 56% im „ersten Durchlauf“ keine Hochschulreife erlangen. Zusammengerechnet verfügt die Mehrheit beim ersten Schulabgang weder über Abi (39%) noch Fachabi (5%), sondern viele mittlere Abschlüsse (38%), Hauptschulabschlüsse (12%) und wenige Abgänge ohne Abschluss (6%) (siehe unten 1. Grafik). Zwar ist ein positiver Trend zu erkennen, dass immer weniger Schüler*innen die Schule ohne Abschluss verlassen, aber von anderen großen Verschiebungen oder einer vermeintlichen „Abiturbesoffenheit“ kann keine Rede sein. Es erwerben nicht „zu viele“ junge Menschen die Hochschulreife und besuchen Hochschulen. Dass sich viele akademisch orientieren, ist sinnvoll. Auch für die Breite der akademischen Berufe gibt es große Fachkräftebedarfe (aber mit häufig schlechteren Arbeitsbedingungen als z.B. für Facharbeiter*innen in der Industrie). So sinnvoll eine duale Ausbildung für Abiturient*innen und konkret z.B. Studienabbrecher*innen auch ist: Die große Zielrichtung für sozialdemokratische Ausbildungspolitik sollte sein, für die Mehrheit derjenigen ohne direktes Hochschulinteresse eine gleichwertige Berufsausbildung zu ermöglichen. Für diese Mehrheit wird der Einstieg mit dualer Ausbildung die größten Potenziale entfalten. Hier liegt es auch an den Betrieben, dies zu erkennen und systematisch zu befolgen, was in der Praxis belohnt wird.

Mit bundesdeutschen Standards von Tarifverträgen, Mitbestimmung und gelebter betrieblicher Weiterbildung bieten sich Entwicklungschancen auf dem Niveau akademischer Bildung. Individueller Aufstieg und gesamtgesellschaftlicher Fortschritt müssen Hand in Hand gehen – das ist der Kern sozialdemokratischer Ausbildungspolitik.

Dass die duale Ausbildung in Bielefeld gerade bei mittleren Schulabschlüssen noch große Potenziale hat, offenbart unser Ausbildungsreport: Nur 20% der Schüler*innen mit Hauptschulabschluss und sogar nur 16% mit Fachoberschulreife („Realschulabschluss“) starten direkt nach der 10. Klasse in eine duale Ausbildung. Aber zusammengerechnet verbleiben 53% in einem weit gedachten „Übergangssystem“ (26% in vollschulischen, nicht gymnasialen Berufsschulgängen, 9% im Übergangssystem der Berufsschule, 9% orientieren sich ohne Bildungsgang, 10% arbeiten direkt oder entziehen sich dem System) (siehe unten 3. Grafik). In diesem „Übergangssystem“ liegen große Win-Win-Win-Potenziale für Bielefeld und die duale Ausbildung. Denn die Übergangsoptionen bieten keine direkt wirksame Arbeitsmarktqualifikation. Mit der Übergangslösung wird es jungen Menschen nicht möglich sein, als anerkannte Facharbeiter*innen durchzustarten und sich beruflich weiterzuqualifizieren. Das ist der Unterschied zur dualen Ausbildung.

Damit wir keinen Menschen zurücklassen: Erkenntnisse umsetzen, harte Fragen klären

Unsere nächsten Schritte in der Ausbildungspolitik werden genau hier ansetzen. Antragsentwürfe sind in der Diskussion. Für die zukünftigen Facharbeiter*innenbedarfe bieten sich tolle Perspektiven – mit mehr und schnelleren Übergängen in die duale Ausbildung. Dies gilt gerade für Frauen, Menschen mit Migrationshintergrund und Diversität, die bisher in der dualen Ausbildung in Bielefeld noch unterrepräsentiert sind.

Für die bessere Gestaltung sozialdemokratischer Ausbildungspolitik werden wir den Ausbildungsreport als Analysewerkzeug laufend weiterentwickeln. Unser Leitbild lässt keinen Menschen zurück. Wir sehen, welche Möglichkeiten die duale Ausbildung so vielen Menschen schon gegeben hat. Und deshalb haben wir die Potenziale derjenigen klar auf dem Schirm, die bisher noch keine qualifizierte Erstausbildung absolviert haben. Wir werden anregen, dass die Potenzialanalyse des Ausbildungsreports bei diesen wichtigen Fragen die Komfortzone verlässt, also selbstkritisch wird: Wie steht es um Menschen (gerade unter 25), die sich bisher ohne jede Berufsausbildung durchschlagen, also mit Grundsicherung und/oder prekärer Arbeit, Minijobs und Leiharbeit? Wie setzt sich diese Gruppe zusammen? Mehr noch: Worin bestehen erfolgsversprechende Ansätze, um Menschen durch duale Ausbildung zu qualifizieren, also die Win-Win-Win-Potenziale zu heben? Auf diese harten Fragen müssen wir noch bessere Antworten geben. Aus sozialdemokratischer Überzeugung, dass wir keinen Menschen zurücklassen. Und aus wirtschaftlicher Verantwortung in Zeiten großer Umbrüche: Bielefeld kann es sich nicht mehr leisten, Potenzial links liegen zu lassen.

EIN SOZIALTICKET, DAS SEINEN NAMEN VERDIENT
 
 

Liebe Bielefelder*innen,

Mobilität ist einer der Grundpfeiler unserer Daseinsvorsorge. Jede*r sollte daher die Möglichkeit haben, an dieser Mobilität teilhaben zu können. Besonders für einkommensschwache Menschen stellen die Ticketpreise von Bus und Bahn eine Belastung dar. Für diese Menschen gibt es in Bielefeld das Bielefeld-Pass-Ticket, ehemals Sozialticket. Wir senken den Preis für dieses Ticket nun deutlich und möchten die Bielefelder*innen darüber informieren und uns austauschen.

Die Bielefelder Ratsfraktion lädt daher herzlich zum Austausch ein:

“Ein Sozialticket, das seinen Namen verdient” am 01.04.2022 von 14:00-15:00 Uhr als Online-Veranstaltung.

Unser Fraktionsvorsitzender Prof. Dr. Riza Öztürk und unsere Jugend- und Sozialpolitikerin Regine Weißenfeld freuen sich auf das Gespräch mit Euch. Teilt uns gerne Ihre Erfahrungen mit dem Bielefeld-Pass-Ticket mit.

Anmelden könnt ihr Euch unter folgendem Formular:

RatsfraktionHeiko Hagemann
Bielefeld macht den Anfang: Mit unserem Ausbildungspakt in Richtung Ausbildungsgarantie!

von Felix Eggersglüß und Markus Kollmeier

Weltweit als Erfolgsmodell gefeiert, aber aktuell schwer angeschlagen: Bundesweit und vor Ort – wie bei uns in Bielefeld – steckt die duale Ausbildung in einer schweren Krise. Damit duale Ausbildung, diese unschlagbare Kombination aus Theorie und Praxis, nicht zum Auslaufmodell wird, braucht es große Kraftanstrengungen. Von der Möglichkeit einer beruflichen, dualen Erstausbildung sind die Lebenschancen vieler Menschen abhängig. Und umgekehrt haben wir zukünftig einen hohen Fachkräftebedarf. Gerade für „Gute Arbeit der Zukunft“ brauchen wir top qualifizierte Beschäftige in Bielefeld. Deshalb haben wir uns als Bielefelder SPD-Ratsfraktion hier inhaltlich vertieft: mit einer Reihe Fachexpert:innen und in enger Abstimmung mit den DGB-Gewerkschaften. Das Ergebnis ist ein lokaler Handlungsplan: unser Bielefelder Ausbildungspakt! Nach Abstimmungen in unserer rot-grün-roten Stadtratskoalition bringen wir diesen jetzt auf den Weg. Wir handeln konkret – aber brauchen bei der Bundestagswahl noch ordentlichen Rückenwind: Durch gute Lösungen für eine solidarische Ausbildungsgarantie, wie sie Gewerkschaften und SPD fordern!

Ausbruch aus der Sackgasse: Probleme erfassen, um Ausbildungsmarkt zu beleben!

Die Krise auf dem Ausbildungsmarkt ist gravierend. Bundesweit gibt es einen deutlichen Rückgang bei den jährlich abgeschlossenen Ausbildungsverträgen: Während es 2011 noch knapp 570.000 neue Azubis waren, sind es 2019 nur noch ca. 525.000 gewesen. Und im Corona-Jahr 2020 ist die Zahl auf weit unter 500.000 gefallen. Die Ausbildungsquote ist ebenfalls zurückgegangen: Nach bundesweiten Zahlen der Bertelsmann-Stiftung von insgesamt 6,5% Azubis an der Gesamtbeschäftigtenzahl in 2007 auf nur noch 4,8% in 2018 – Corona noch außen vor! Und jüngst hat die Bertelsmann-Stiftung erst ermittelt, dass nur noch 20% der Betriebe auch Ausbildungsbetriebe sind.

 

Wenn alle anderen jungen Menschen stattdessen eine gleichwertige, z.B. akademische Ausbildung absolvieren würden, wäre das Problem ein anderes. Doch dies ist leider nicht der Fall: Schon in den letzten, wirtschaftlich guten Jahren gingen allein in NRW über 20.000 junge Menschen bei der Suche nach einer dualen Ausbildung leer aus – jedes Jahr die Größenordnung einer Kleinstadt! Das hat schon vor der Corona-Krise dazu geführt, dass sich in den allermeisten Kreisen und kreisfreien Städten Tausende junge Menschen (unter 25 Jahre alt) zusammenrechnen lassen, die keine Berufsausbildung gemacht haben. Weitgehend ausgeblendet von den gängigen Statistiken! Diese jungen Menschen halten sich mit ungelernten Tätigkeiten oder Gelegenheitsjobs über Wasser. Das SPD-geführte Bundesarbeitsministerium hat bereits 2015 analysiert, dass es eine wachsende Zahl (damals geschätzt 50 -100.000) Jugendlicher gibt, die durch kein Gesetz mehr erreichbar sind, und Unterstützung durch Jobcenter und Jugendämter gemeinsam finanzierten Projekte nach § 16h SGB II erhalten. In der Pandemie wird nach Expertenmeinung die Zahl dieser Jugendlichen sich verdoppelt haben.  Sie rutschen oft dauerhaft in die Arbeitslosigkeit ab. Oder sie sind stark eingebunden in familiäre Care-Arbeit, häufig überbelastet damit – was leider häufiger für junge, teils alleinerziehende Frauen gilt. Diese Tausenden jungen Menschen können ihr eigenes, berufliches Potenzial kaum entwickeln. Hinzu kommt: aus volkswirtschaftlicher Sicht wären sie genau die Fachkräfte, die wir zukünftig so dringend brauchen – gerade aufgrund der demografischen und technologischen Umbrüche!

Die Corona-Krise hat die Probleme massiv verschärft. Weitere Ausbildungsstellen sind weggebrochen – andere blieben unbesetzt. Es gibt große Image- und Attraktivitätsprobleme bei freien Ausbildungsstellen – auch für die duale Ausbildung insgesamt. Die jungen Menschen stimmen mit den Füßen ab, entscheiden sich aktuell häufig gegen so einen Weg. Aber eine gute duale Ausbildung würde ihnen die besten Zukunftschancen bieten. Deshalb ist es höchste Zeit, die Probleme bei den Wurzeln zu packen. In Bielefeld haben wir den Anfang gemacht.

Vor Ort - in ihren Vierteln, auf ihren Plätzen und zu Hause müssen Jugendliche und junge Menschen gezielt angesprochen werden. Viele Heranwachsende sind seit Beginn der Corona-Pandemie nicht nur unversorgt mit Ausbildungsplätzen. Die Zukunftsängste sind gewachsen, verbunden auch mit höherer psychischer Anfälligkeit. Ausgleich und Freizeitangebote waren seit Frühjahr 2020 Mangelware. Probleme haben sich aufgestaut. Dass eine Ausbildung oder berufliche Tätigkeit fehlt, ist ein zentrales Problem – unter vielen. Aber der Weg in eine duale Ausbildung würde für die Betroffenen viele Probleme lösen und Chancen bieten. In diese Kerbe stößt unser „Bielefelder Ausbildungspakt“. Alters-, geschlechter- und vielfaltssensibel können wichtige zusätzliche Angebote gemacht werden. Ganz konkret wird er zusätzliche Ausbildungsstellen besetzen.

 

Jährlicher Bielefelder Ausbildungsreport: Weil es bisher an guten Daten fehlt!

Wer sich mit den zugänglichen Rahmendaten eines (lokalen) Ausbildungsmarkts auseinandersetzt, stößt immer auf den Vergleich zwischen ausgeschriebenen Ausbildungsstellen und gemeldeten Bewerber:innen. In Bielefeld und anderswo sind die Zahlen der Bewerber:innen in den letzten zwei Jahren stärker gesunken als die der Ausbildungsstellen. Eine einfache, arbeitgebernahe Analyse kann sich hiermit begnügen: „Es sind doch mehr Ausbildungsstellen als Bewerberinnen und Bewerber da. Die Unternehmen und die Ausbildungsstellen können also nicht das Problem sein!“ – heißt es von vielen. Aber weder sind die Studierendenzahlen zuletzt durch die Decke gegangen – noch sind die Schulabsolvent:innen plötzlich stark gesunken. Die jungen Menschen, die eine Berufsausbildung brauchen, sind weiterhin da! Aber sie sind nicht stimmig von den gängigen Zahlen des Ausbildungsmarktes erfasst, da diese nur von Arbeitsagentur und Jobcenter erfasste Bewerber*innen ausweist. Da aber der Kontakt wegen der Pandemie und der Bearbeitung von Kurzarbeitergeld vielfach fehlte, sind erheblich weniger Bewerber*innen ausgewiesen. Das ist ein großes Problem. Deshalb lassen wir jetzt erstmals einen jährlichen Bielefelder Ausbildungsreport erstellen. Dieser soll u.a. gemeinsam mit den Gewerkschaften, Kammern und den Arbeitgeber:innen erarbeitet werden. Auf Basis der Schulabgänger:innen sollen dort die Anforderungen junger Menschen an Berufsausbildung erfasst werden – im Vergleich zu den Rahmenbedingungen des lokalen Ausbildungsmarktes, also dessen sehr unterschiedlichen Bedingungen. Auch die Zukunftsprognosen für den Bielefelder Arbeitsmarkt sollen dabei berücksichtigt werden: z.B. Umbrüche durch Demografie, Digitalisierung und ökologischen Umbau. Mit dem Bielefelder Ausbildungsreport wird für uns eine wertvolle Handlungsgrundlage geschaffen: Um die duale Ausbildung wieder attraktiv zu machen für alle, die wir dafür gewinnen können.

 

Bielefelder Ausbildungspakt: Regelmäßig allen an den Tisch holen! 

Wir schaffen nicht nur eine ehrliche Bestandsaufnahme, sondern auch eine bessere Handlungsbasis: Damit greifen wir den wichtigen Impuls unseres SPD-Oberbürgermeisters Pit Clausen auf, der den jährlichen „Bielefelder Ausbildungsgipfel“ eingeführt hat. Beschlossen ist jetzt, dass dieser zu einem Bielefelder Ausbildungspakt ausgebaut wird. Regelmäßig wird der Oberbürgermeister hierfür alle Beteiligten zur Beratung zusammenrufen: Arbeitgeber- und Gewerkschaftsseite, aber auch gesellschaftliche Akteur:innen wie Beratungslehrer:innen der Schulen, Eltern- und Schüler:innenvertretungen. Ziel ist es, Maßnahmen miteinander abzustimmen – natürlich auf der Basis der besseren Daten. Die Idee: Wenn an z.B. den allgemeinbildenden Schulen mit Förderprogrammen die Berufswahlorientierung für das Handwerk gestärkt wird – dann bieten sich für das Handwerk vielleicht neue Anknüpfungspunkte, z.B. für Schulkooperationen und die Auswahl von neuen, zusätzlichen Azubis.

 

Bielefelder Ausbildungsfonds: Berufsbildung ist teuer, aber zahlt sich mehrfach aus!

Wir sind fest davon überzeugt: Eine Stärkung der dualen Ausbildung, sogar eine Ausbildungsgarantie kann gelingen – aber nur dann, wenn wir alle in die Vollen gehen! Eben weil es um die Zukunft geht. Und weil sich jeder Euro mehrfach auszahlt, den wir in gute, praktische Berufsbildung investieren. Gerade in der Krise ist es für die Arbeitgeber:innen ein Kraftakt, die berufliche Ausbildung zu stabilisieren – oder sogar zu stärken. Deshalb ist es ein riesiger Erfolg der SPD im Bund, dass hohe Fördersummen an die Betriebe ausgezahlt werden, die ihr Ausbildungsniveau halten oder ausbauen. Aber wir werden auch als Stadt Bielefeld in die Vollen gehen: Mit einem eigenen, zusätzlichen Ausbildungsfonds. Dieser soll Förderlücken schließen, neue Ansprache-Möglichkeiten schaffen und ganz praktisch zusätzliche, anerkannte duale Ausbildungsplätze finanzieren. Die Verwaltung wird ein Konzept entwerfen, dass hierfür jährlich finanzielle Mittel von 2 Mio. Euro bereitstellt – inklusive eines angemessenen finanziellen Anteils aus dem städtischen Haushalt! Für uns ist das ein wichtiger Baustein für eine „Bielefelder Aufstiegsgesellschaft“, die allen Perspektiven schafft – gerade für besondere Zielgruppen, wie z.B. Alleinerziehende.


Nächste Station: Solidarische Ausbildungsgarantie mit SPD-geführter Bundesregierung!

Wir stellen uns in Bielefeld der Verantwortung, allen jungen Menschen eine gute, berufliche Perspektive zu geben – und gleichzeitig echte Antworten für den zukünftigen Fachkräftebedarf zu finden. Aber kommunal sind dabei unsere Möglichkeiten begrenzt. Und die Unterstützung der schwarz-gelben NRW-Landesregierung hält sich leider in Grenzen. Deshalb ist es so wichtig, dass die SPD gestärkt aus der kommenden Bundestagswahl hervorgeht: Denn nur mit einer SPD-geführten Regierung kann es endlich den Rahmen für eine solidarische Ausbildungsgarantie geben: Wir müssen den Arbeitgeber:innen den Rücken stärken, die gut ausbilden oder dies gerne würden. Und andersherum braucht es endlich einen gesellschaftlichen Beitrag von Arbeitgeber:innen, die nicht ausbilden, aber zukünftig Fachkräfte „abgreifen“ wollen. Aber uns geht es nicht nur um „Fachkräftesicherung“. Wir wollen keinen (jungen) Menschen zurücklassen. Alle verdienen eine Chance auf eine gute berufliche Erstausbildung. Das ist der Schlüssel zur eigenen beruflichen Entfaltung – und zu einem selbstbestimmten Leben. Dafür kämpfen wir als Sozialdemokrat*innen auf allen Ebenen.

Die Zukunft der Bildungsgerechtigkeit in Bielefeld: Das ist die neue Schulentwicklungsplanung

Über einen Zeitraum von etwa drei Jahren haben Politik, Verwaltung, Schulträger, Eltern und andere Expert*innen gemeinsam die neue ganzheitliche Schulentwicklungsplanung erarbeitet. Jetzt wird sie im Schulausschuss beraten. Aber was bedeutet das für die Bildungslandschaft in Bielefeld? Die wichtigsten Punkte des knapp 300 Seiten umfassenden Plans fassen wir hier für euch zusammen:

Ziele:

  • Leitbild der Schulentwicklungsplanung ist Bildungsgerechtigkeit.

  • Schulen des Gemeinsamen Lernens sowie Schulen mit hohen bildungsrelevanten Belastungen kommt daher besondere Unterstützung zu.

  • Alle Maßnahmen der Schulentwicklungsplanung sollen vor allem gemeinsames Lernen, Heterogenität und ganztägiges Lernen fördern.

Bedarfsgerechter Ausbau der weiterführenden Schulen:

  • Aus dem Anmeldeverhalten ergibt sich nach aktuellem Stand die Notwendigkeit, ein Angebot mit Abiturabschluss für zusätzlich zehn Schulzüge bis zum Schuljahr 2025/2026 zu schaffen.

  • Die Planung ergibt daneben auch einen Bedarf von 2-3 Zügen an inklusiven Sek I-Angeboten. Gleichzeitig zeigt die Planung weiterhin eine hohe Anzahl von Schulwechseln nach der Erprobungsstufe vom Gymnasium auf andere Schulformen.

  • Um diesen Bruch für Schüler*innen zu vermeiden, werden integrierte Systeme gestärkt.

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Bildungscampus:

  • Der Bildungscampus umfasst ein dreizügiges Gymnasium, ein integriertes System (4-zügige Gesamtschule oder 3-zügige Sekundarschule) sowie ein Förderzentrum für Inklusion.

  • Beide Schulen sollen als Ganztagsschulen geplant werden und sowohl integrativ als auch inklusiv arbeiten.

  • Das Förderzentrum soll unterstützen und helfen, Schulformwechsel zu vermeiden.

Gymnasien:

  • Zur weiteren Deckung der durch die Schulentwicklungsplanung festgestellten Bedarfe an gymnasialer Bildung werden Erweiterungen an existierenden Gymnasien geprüft.

  • Sollte eine Deckung der Bedarfe nicht durch Erweiterungen realisierbar sein, wird ein Standort für ein weiteres drei- bis vierzügiges Gymnasium gesucht.

Realschulen:

  • Den Bedarfen an Realschulplätzen ist die Politik mit der Erweiterung der Zügigkeit der Getrud-Bäumer-Schule bereits nachgekommen.

Sekundarschulen:

  • Die Sekundarschulen als Schulen des Gemeinsamen Lernens sollen weiter gestärkt werden.

  • Die Raumbedarfe der aufwachsenden Sekundarschulen sollen schnell umgesetzt werden; hierbei soll das im Schulentwicklungsplan erarbeitete Raumkonzept angewandt und erprobt werden. 

Ausbau rhythmisierter Ganztagsgrundschulen:

  • Die bewährte Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern im Ganztag ist fortzuführen und weiterzuentwickeln.

  • Es ist unser Ziel, in jedem Bezirk mindestens eine Grundschule mit gebundenem Ganztag und gemeinsamem Lernen zu verankern.

  • Die drei neuen Grundschulen in Sieker, Gellershagen und Sennestadt sollen Schulen des Gemeinsamen Lernens mit rhythmisiertem Ganztag sein.

Antrag: Bielefelder Spielplätze werden inklusiv
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In der Sitzung des Jugendhilfeausschuss vom 17.02.2021 hat die SPD-Ratsfraktion die Verwaltung beauftragt, bei künftigen Spielplatzplanungen und bei Spielplatzrenovierungen darauf zu achten, dass diese inklusiv ausgestaltet werden. Unsere jugendpolitische Sprecherin, Judith Wend, hat sich für diesen Antrag besonders stark gemacht. Der Jugendhilfeausschuss hat dem Antrag mit großer Mehrheit zugestimmt. Des Weiteren wird die Möglichkeit geprüft, einen inklusive Spielplatz auf dem Kesselbrink zu errichten.

Jedes Kind, ob mit oder ohne Behinderung, hat das gleiche Recht auf ein Spielplatzangebot in seiner Nachbarschaft, das seinen Bedürfnissen entspricht. Auf inklusiven Spielplätzen können sich Kinder mit und ohne Behinderung ohne Barrieren begegnen und miteinander spielen. In Bielefeld gibt es jedoch bisher nur einen einzigen inklusiven Spielplatz, der auf dem Halhof in Bielefeld-Schildesche liegt und somit nicht für jede Familie gut zu erreichen ist. Durch die konsequente Beachtung des Inklusionsgedankens bei künftigen Spielplatzplanungen und Spielplatzrenovierungen kommen wir dem Ziel einer Stadt mit gerechter Teilhabe für alle Bielefelder*innen ein Stück näher.

Der Kesselbrink liegt in zentraler Lage mitten in Bielefeld und ist sowohl mit öffentlichen Verkehrsmitteln als auch mit dem Auto gut erreichbar. Außerdem wird für diese Fläche seit längerer Zeit eine sinnvolle Verwendung diskutiert, um die Aufenthaltsqualität zu erhöhen. Derzeit werden im „Grünen Würfel“ in einer Pilotphase offene Angebote für Kinder und Jugendliche gemacht. Ein inklusiver Spielplatz würde dieser Zielgruppe ein noch breiteres Nutzungsspektrum auf dem Kesselbrink eröffnen. Gleichzeitig kann hier ein familienfreundlicher Treffpunkt entstehen, der zu einem Imagegewinn für die Bielefelder Innenstadt beitragen kann. Untenstehend der Wortlaut unseres Antrags.

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