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29.11.2018 - "Europa der Chancen - Wie können wir Migration gestalten?
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"Europa der Chancen - Wie können wir Migration gestalten?"

Dieser Frage geht das Bielefelder Gesprächsforums für Sozialdemokratie nach und lädt alle Interessierten herzlich ein, sich an der Diskussion zu beteiligen.

29.11.2018, um 18 Uhr 
im Murnausaal der Ravensberger Spinnerei 
Ravensberger Park 1, 33607 Bielefeld

Auf dem Podium werden
Birgit Sippel MdEP
Sally Lisa Starken, Kandidatin der SPD OWL für das Europäische Parlament
und Dr. Keith Hamaimbo, Referent des Welthauses Bielefeld 
zu Gast sein. 

Alle Infos bzgl. Inhalt, Ablauf und Anmeldung zur Veranstaltung sind in der folgenden Veranstaltungs-Einladung zu finden. 

ParteiKrishen Mertens
„Der Kaiser hat abgedankt!“

Die November-Revolution 1918 in Bielefeld

Soldaten aus Bielefeld 1917 Sammlung Wibbing

Bielefelder Soldaten im Ersten Weltkrieg: ihr Einsatz endete mit dem Waffenstillstand vom 11. November 1918. (Sammlung Wibbing)

von Joachim Wibbing 

In der Nacht vom 8. auf den 9. November 1918 – also vor genau 100 Jahren – kamen einige aufständische Matrosen aus Kiel mit der Eisenbahn auf dem Bielefelder Hauptbahnhof an. Dies bedeutete auch für die Stadt am Teutoburger Wald das Ende des Kaiserreiches.

 

Des Kaisers Flotte

Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert begann der Deutsche Kaiser Wilhelm II. (1859-1941), den Erwerb von Kolonien zu befördern. Dazu musste eine schlagkräftige Flotte von Schlacht- und Kriegsschiffen aufgebaut werden. Großadmiral Alfred von Tirpitz (1849-1930) nahm die Sache in die Hand. Zur Finanzierung wurde die Sektsteuer am 1. Juli 1902 eingeführt. Doch im Ersten Weltkrieg selbst kam die kaiserliche Marine nur einmal zu einem größeren Einsatz – bei den Kämpfen am Skagerrak. Sie gehörte zu den größten Seeschlachten des Ersten Weltkrieges und wurde zwischen dem 31. Mai und dem 1. Juni 1916 in den Gewässern vor Jütland von der Kaiserlichen Hochseeflotte und der Grand Fleet der Royal Navy geführt. Sonst lagen die Schiffe zumeist in ihren Heimathäfen. Doch zur „Ehrenrettung“ der Admiralität sollte im Herbst 1918 die Flotte noch einmal zu einer blutigen Schlacht an der Themsemündung und an der Küste Flanderns auslaufen. Dazu erfolgte der Flottenbefehl vom 24. Oktober – dies hätte vermutlich Tausenden von bis dahin „braven“ Matrosen und Heizern das Leben gekostet. Nach dem Kriegsende sollte die internierte Kaiserliche Hochseeflotte sich in der Bucht von Scapa Flow im südlichen Teil der Orkney-Inseln am 21. Juni 1919 selbst versenken.

Der Kieler Matrosenaufstand

Gegen den Flottenbefehl meuterten die Matrosen am 3. November 1918 in Kiel – nachdem es bereits zu ausgedehnten Befehlsverweigerungen in Wilhelmshaven gekommen war. In der Förde-Stadt schloss sich die Arbeiterschaft dem Matrosen-Aufstand an. Sieben Matrosen wurden dabei erschossen, 29 verletzt und mehrere verhaftet. Herangeführte Infanterie ging zu den Aufständischen über. Aus Berlin wurde der Sozialdemokrat Gustav Noske (1868-1946) entsandt, um mäßigend auf diese Entwicklungen einzuwirken. Zur Entspannung der Situation schickte er die Matrosen „auf Urlaub nach Hause“. So erreichte am 8. November die Revolution Frankfurt am Main und das Ruhrgebiet. Bei dieser Ausweitung durch die Matrosen ergab sich stets ein typisches Schema: Sie kamen meist mit dem Zug, entwaffneten Offiziere, marschierten mit roten Fahnen zu den örtlichen Kasernen, deren Soldaten sich meist anschlossen. Man zog an Fabriken vorbei, deren Beschäftigte sich ebenfalls oftmals anschlossen. Überall trafen die Marineangehörigen auf revolutionsbereite Menschenmassen. Zusammen marschierte man weiter ins Stadtzentrum, wo man wichtige Verwaltungszentren besetzte, politische Gefangene befreite und Räte wählte. Am 9. November dankte der Kaiser ab und ging nach Holland ins Exil. Der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann (1865-1939) rief in Berlin vom Reichstag die „Deutsche Republik“ aus, zwei Stunden später Karl Liebknecht (1871-1919) am Berliner Schloss eine „freie sozialistische Republik“. Am 19. Januar des folgenden Jahres fand die Wahl zur Deutschen Nationalversammlung  statt und die Weimarer Republik entstand. Die Frauen durften erstmals mitwählen. Damit zählte Deutschland zur Avantgarde – wenn man berücksichtigt, dass es das Frauenwahlrecht in England erst im Jahre 1928 und in Frankreich nach dem Zweiten Weltkrieg gab. Der Sozialdemokrat Friedrich Ebert (1871-1925) bekleidete das Amt des ersten Reichspräsidenten. Soweit die seinerzeitigen geschichtlichen Entwicklungen auf nationaler Ebene.

Der Volks- und Soldatenrat in Bielefeld

Unter der Führung einiger Matrosen zogen in Bielefeld am Abend des 8. November Soldaten und Arbeiter zur Kaserne mit dem Ziel, die dort untergebrachten Truppen zu entwaffnen. Die Offiziere schritten nicht ein und verhinderten so ein Blutvergießen. Sie leisteten auch keinen Widerstand, als sich einige Hundert Soldaten den Aufständischen anschlossen. Ihr Weg führte sie weiter zum Gefängnis in der Gerichtsstraße, wo Verhaftete befreit werden sollten. Der Versuch misslang allerdings. Die Menschenmenge zog weiter zum Hauptbahnhof, um die auf den dortigen Gebäuden in Stellung gebrachten Maschinengewehre in ihren Besitz zu bringen. Hier erschien auch Carl Severing (1875-1952), seit 1907 sozialdemokratischer Reichstagsabgeordneter. Er würdigte die Tatsache, dass es nicht zu Ausschreitungen gekommen war, und er appellierte an die Vernunft: „Die Aufrechterhaltung der Ordnung ist jetzt die unbedingte Voraussetzung für das Leben der Nation und damit auch für das Leben jedes einzelnen. Morgen beschließen wir in einer großen Versammlung, was werden soll. Bis dahin immer wieder: Disziplin!“ Seine Worte zeigten ihre Wirkung. Kein Tropfen Blut wurde vergossen. Während es den Soldaten am späten Abend doch noch gelungen war, mehrere politische Gefangene zu befreien, sprach sich die Vertrauensmänner-Versammlung der SPD und der Gewerkschaften für die Bildung eines Volksrates aus. Am Vormittag des 9. November war die Zentralhalle am Kaiser-Wilhelm-Platz, dem heutigen Kesselbrink, zur Wahl eines Soldatenrates eng besetzt. Bereits nachmittags um drei Uhr, eine Stunde nachdem Philipp Scheidemann in Berlin die Republik ausgerufen hatte, fand im Sitzungssaal des Rathauses die erste Versammlung des Volks- und Soldatenrates statt. Zu seinen wichtigsten Aufgaben zählten, wie schon in der Kriegszeit, die Ernährungs-, Kleidungs- und Wohnungsfrage. Zudem wollte sich der Rat für die „Wiedereinführung der Truppen in den bürgerlichen Beruf“ engagieren. Carl Severing hob hervor, dass die Verwaltung Bielefelds „in guten Händen“ liege. „In der Kriegszeit hatten der Oberbürgermeister und alle Magistratsmitglieder mit großem Fleiß und frischer Initiative die Aufgaben der Stadt angefasst und dabei auch den Grundsätzen sozialer Gerechtigkeit Raum gegeben“. Der „konservative“ Sozialdemokrat Severing verstand sich auf dieser Ebene mit dem konservativen Stapenhorst (1864-1944). Zu den vordringlichen Aufgaben des Volks- und Soldatenrates gehörte es, „für Ruhe, Ordnung und Sicherheit zu sorgen“. Neben Severing spielte auch das „sozialdemokratische Urgestein“ Carl Schreck (1873-1956) eine wichtige Rolle bei der November-Revolution in Bielefeld.

 

„Freie Bahn dem Tüchtigen!“

Drei Wochen nach der November-Revolution nahm ein „1-Mark-Schein“ – als „Notgeld“ für die fehlenden Klein- und Scheidemünzen – die veränderten Machtstrukturen in der kommunalen Verwaltung auf: die Rückseite zeigt Carl Severing und Rudolf Stapenhorst beim Bockspringen, wobei der Bielefelder Oberbürgermeister als „Bock“ dient. Severing hatte als „Springer“ zwar die Oberhand – aufgrund seiner Funktion im Volks- und Soldatenrat – doch ohne das feste Fundament des „Bocks“ – sprich die solide und grundlegende Arbeit des Magistrats mit Stapenhorst an der Spitze - ging es eben auch nicht. Der damit einher gehende neue Schwung findet in dem Satz „Freie Bahn dem Tüchtigen!“ seinen Niederschlag.

 

Vor 100 Jahren endete das Kaiserreich in Bielefeld und die Weimarer Republik entwickelte sich. Für viele Bürgerinnen und Bürger stand damals vermutlich allerdings doch der Alltag im Vordergrund, zumal die „Spanische Grippe“ epidemisch wütete, die Schulen geschlossen wurden und zahlreiche Menschen starben.

Carl Schreck

Carl Severing

Oberbürgermeister Doktor Rudolf Stapenhorst


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Ein „1-Mark-Schein“ als Notgeld vom 1. Dezember 1918: Carl Severing und Rudolf Stapenhorst veranstalten Bockspringen. (Sammlung Wibbing)

Die drei wichtigen Personen bei der November-Revolution in Bielefeld: der Oberbürgermeister Dr. Rudolf Stapenhorst sowie die Sozialdemokraten Carl Severing und Carl Schreck (Sammlung Wibbing)

 
ParteiKrishen Mertens
Pit Clausen kündigt erneute Kandidatur für das Amt des Oberbürgermeisters an
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Der amtierende Oberbürgermeister der Stadt Bielefeld Pit Clausen hat seine erneute Kandidatur für die Kommunalwahl 2020 bestätigt. Wiebke Esdar, Vorsitzende der Bielefelder SPD, begrüßt den Entschluss. „Wir freuen uns über Pits Entscheidung und hoffen, dass wir den guten Weg, den wir gemeinsam für Bielefeld beschritten haben, über 2020 hinaus weitergehen können“, betont Esdar. Esdar und ihre Stellvertreter im Vorstand der Bielefelder SPD sagten ihre Unterstützung zu. Das Verfahren zur Aufstellung der Kandidatur ist Gegenstand der kommenden Vorstandssitzung.

„Mit uns zieht die neue Zeit!“ Die Gründung der SPD Bielefeld vor 150 Jahren

von Joachim Wibbing

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Am 13. Juli 1868 – also vor genau 150 Jahren – wurde die Grundlage für die SPD in Bielefeld gelegt. Die Gründung des „Allgemeinen deutschen Arbeitervereins“, ADAV, durch Ferdinand Lassalle im Jahre 1863 stieß zunächst auf nur geringe Resonanz in Ravensberg und Bielefeld. Doch fünf Jahre später war die Zeit reif dafür.

Die Anfänge

Nach dem Tod der Integrationsfiguren aus dem Vormärz, Dr. Otto Lüning und Rudolf Rempel, und aufgrund des sich mit zunehmender Industrialisierung verschärfenden Konfliktes mit den Unternehmern entstanden eigene politische Interessenvertretungen der Arbeiter in der Region: am 13. Juli 1868 wurde in Bielefeld eine erste „ADAV-Zweigstelle“ gegründet. Minden folgte am 10. September. Diese beiden Gruppen, deren Mitglieder in sehr verschiedenen Branchen arbeiteten, bildeten fortan die Speerspitze der Sozialdemokratie im hiesigen Raum.

Die Vorläufer und die Soziale Frage

Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts war in unserer Region von der Not und dem Elend der Spinner und Weber geprägt. Aus England kamen Leinenprodukte, die preiswerter und besser als die hiesigen waren.  Die „Frühsozialisten“ Dr. Otto Lüning, der aus Schildesche stammte, und Rudolf Rempel aus Bielefeld prangerten die schlechte Lage der arbeitenden Bevölkerung an. Sie forderten eine Änderung des herrschenden Systems. Diese „Frühsozialisten“ versuchten, das vom Staat zugesagte, aber nicht eingehaltene, Recht auf freie Meinungsäußerung zu verwirklichen und ihre oppositionellen Ansichten dem Volk darzustellen: dies taten sie im „Weser-Dampfboot“, das seit Mitte 1843 erschien. In derselben Zeitung erfolgte ein Aufruf zur „Bildung eines Vereins für die arbeitenden Klassen“. Dazu versammelten sich am 12. Januar 1845 mehrere tausend Weber, Spinner und Handwerker aus Gütersloh, Rheda, Rietberg, Brackwede, Enger, Spenge und Schildesche in Bielefeld. Doch mit dem letztlichen Scheitern der März-Revolution und der einsetzenden Reaktion verebbten diese Bemühungen. So spielte die Arbeiterbewegung bis Ende der 1860er Jahre keine wichtige Rolle mehr in der Region. Erst mit der Bildung von Arbeitervereinen um 1868 setzte dann der unaufhaltsame Aufbau einer weitverzweigten Organisation der Arbeiterschaft ein. Zehn Jahre später bewirkten Attentate auf den Deutschen Kaiser die Sozialistengesetze. Dabei durfte die SPD zwar Kandidaten bei Wahlen aufstellen, aber keine eigentliche Parteiarbeit organisieren. 1890 liefen die Sozialistengesetze aus.

Die „Hottentottenwahl“

Ein ganz besonderer Höhepunkt der Parteiarbeit war das Jahr 1907, als nach der Reichstagswahl der erst 31-jährige Carl Severing in den Reichstag einzog. Nach dem Ende der Sozialistengesetze waren Ende des 19. Jahrhunderts erstmals Abgeordnete der SPD in den Reichstag gewählt worden, 1903 sogar über 80. Den bürgerlichen Parteien war dies ein Dorn im Auge. Was lag da näher, als diesen Wahlausgang bei der nächsten Gelegenheit wieder rückgängig zu machen. Für den Reichskanzler von Bülow bot sich diese Gelegenheit, als es Ende des Jahres 1906 um die zukünftige Kolonialpolitik ging. Sie sollte ausgeweitet, neue Kolonien gewonnen werden. Dagegen hatte sich die Sozialdemokratie ausgesprochen. Die Wortschöpfung „Hottentottenwahl“ stammte übrigens vom „Arbeiterpapst“ August Bebel. Mit Severing (1875-1952) zog erstmals ein SPD-Genosse für Bielefeld in den Reichstag ein. Karl Schreck war seinerzeit – und auch in der Weimarer Republik - der SPD-Exponent auf der örtlichen Ebene.

Die „Machtergreifung“ und der Neubeginn nach 1945

Die Machtergreifung der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 sollte natürlich auch ihre Auswirkungen auf Bielefeld haben. Ein wichtiges Ereignis stellte dabei das Verbot der sozialdemokratischen Tageszeitung „Volkswacht“ am 28. Februar 1933 dar. Am Vortag erschien die Volkswacht zum letzten Mal mit einer Schlagzeile, die wie ein Aufschrei, wie eine letzte, verzweifelte Warnung wirkte: „Bielefeld ist rot und bleibt rot! Ihr könnt das Wort verbieten, ihr tötet nicht den Geist.”  Für die SPD begann damit eine Zeit der Verfolgung und Inhaftierung. Nach dem totalen Zusammenbruch des „1000-jährigen Reiches“ im Jahre 1945 waren die SPD-Genossen zur Stelle und gründeten am 26. Oktober die Bielefelder SPD in der Oetkerhalle neu. Zentrale Persönlichkeit wurde Artur Ladebeck, der von 1946 bis 1961 – mit einer kurzen Unterbrechung – als Oberbürgermeister amtierte. Unter seinem Nachfolger Herbert Hinnendahl wurde die Stadt Bielefeld beständig weiterentwickelt. Markante Ereignisse waren dabei der Bau der Universität Ende der 1960er Jahre und der Ausbau des Stadtbahnsystems.

 

Die SPD stellte und stellt einen zentralen politischen Faktor in Bielefeld dar. Um dies zu würdigen, wird die SPD Bielefeld im September eine Publikation herausgeben. Wegen der kurz bevorstehenden Ferienzeit wird es erst am 12. Oktober eine Feierstunde geben, bei der die streitbare Chefin der SPD-Grundwertekommission, Gesine Schwan, die Festrede halten wird.

 

ParteiKrishen Mertens